*auch liebevoll „Mein Saustall“ genannt.
Ich lebe mit meiner Familie in einem Mehrgenerationen Haushalt, zusammen mit meinen Eltern. Zum Glück, für alle beteiligten, in getrennten Häusern und abschließbaren Haustüren 😉 Ich hab 2016 das Haus meiner Großeltern kernsaniert und bin im Mai 2017 mit meiner Familie dort eingezogen. Der Keller, ein alter Weinkeller, ist leider feucht und kann nicht gut genutzt werden, da alles was da unten steht nach kurzer Zeit anfängt muffig zu riechen. Da meine Frau diesen Umstand nicht mag, wurde es zu meinem Reich 🙂
Hier wollte ich dann mit einem anständigen Lüftungssystem versuchen, ob ich den Keller trocken genug bekomme, und ich dort eine Werkstatt einrichten kann. Mithilfe eines Arduino und ein paar Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren, habe ich mir eine Taupunktlüftung aufgebaut. Diese Steuerung misst Temperatur und Feuchtigkeit und bestimmt den Absoluten Feuchtigkeitswert aus den Messungen und entscheidet, ob es draußen trockener ist als drinnen. Falls ja, werden mit einem Fenstermotor die Kellerfenster geöffnet und ein 30cm Ventilator bläst den Keller durch, so lange bis der Keller trockener ist als die Außenluft. Dieses Konzept hat sich sehr gut bewehrt und somit habe ich den Keller bis auf wenige Tage im Jahr immer unter 55% Luftfeuchte. Im Winter muss ich die Lüftung sogar drosseln, da schalte ich dann bei 40% ab.
Die Drechselbank
Angefangen hatte ich nach dem Umzug mit einer Tauchsäge mit Führungsschiene, einer Flachdübelfräse und einem Tellerschleifer. Damit fing ich an zu arbeiten und habe meine ersten Werkstattmöbel wie Werkbank, Schränke und Hängeschränke gebaut. Mein Plan, viel zu schreinern, wurde durch eine Drechselbank durchkreuzt.
Hier kurz ein Bild meiner ersten Drechselbank aus eBay Kleinanzeigen, geschenkt mit ein wenig Werkzeug. Nach der Internetrecherche, wie drechselt man eigentlich, bin ich durch das Drechsler Forum auf einen Drechsler in Mainz aufmerksam geworden. Kurz mit ihm in Kontakt getreten, bei einer Ausstellung verabredet und dann zum Drechseln getroffen. Er nahm sich beim Treffen sehr viel Zeit und hat mir die ersten Kniffe und Tricks gezeigt, damit ich verletzungsfrei alleine hinter der Bank stehen kann. Er hat meinen ersten Eisen den richtigen Anschliff verpasst und mir die ersten Hilfsmittel gedrechselt, die ich auch 2 Jahre später noch gerne nutze. Danke an der Stelle dem Sigi!
Nach dem ersten Blutlecken wollte ich aber wenigstens eine Drechselbank, auf der ich aufbauen kann. Die erste Bank hatte kein Normgewinde, im Reitstock konnte kein Zubehör eingebaut werden und sie wackelte und Quietschte, dass einem der Betrieb eher Angst machte. Eine bessere Maschine sollte her. Variable Drehzahlregelung war mir zu teuer, somit viel die Wahl auf die Record Power DML305. Diese war gerade für 400 Euro im Angebot. 6 Gänge, 15cm Spitzenhöhe und es passt standard Zubehör ohne Adapter auf die Maschine. Das fand ich eine vernünftige Kombination. Zusammen mit einem Spannfutter wurde die Maschine dann bei Wiedemann gekauft.
Schleifmaschine
Mit einer Drechselbank alleine ist es oft nicht getan, oft benötigt man ein Rattenschwanz an Zubehör, redet man sich zumindest ein. Allerdings muss man sagen, scharfes Werkzeug ist ein Muss! Und da hier Tormek wohl der heißeste Scheiß wäre, ich aber kein >500€ für eine Schleifmaschine ausgeben wollte, wurde es eine Scheppach Tiger 2000s aus den B-Waren für 65€. Bei den nötigen/sinnvollen Schleifführungen kommt man allerdings kaum um Tormek rum und diese passen glücklicherweise auch auf den Tiger. 🙂
Bandsäge
Wenn man dann das erste Brennholz versucht auf einer Minikreissäge zum Drechseln vorzubereiten, dann hat man da ganz schnell Schweißperlen auf der Stirn… Hier konnte ich durch hervorheben verschiedener Sicherheitsaspekte meine Regierung überzeugen, dass unbedingt das Werkzeugarsenal um eine Bandsäge erweitert werden muss… Diese ist für solche Arbeiten um Welten sicherer.
Rein zufällig hat sich hier zeitgleich ein Angebot im Drechslerforum aufgetan. Ein Mitglied, nur 30km entfernt, gibt altersbedingt sein Hobby auf. Er gibt eine Bandsäge mit Absauganlage ab. Perfekt!
Erst Verhandlung mit der Regierung, dann mit dem Verkäufer und danach mit dem treuen Nachbarn geführt, immerhin brauche ich bei 200kg Säge etwas Hilfe. Alle waren einverstanden und ein Termin zur Abholung wurde gefunden.
Unter den Angeboten der Werkstattauflösung war auch noch ein interessantes Werkzeug, dass ich in meinem jugendlichen Leichtsinn gerne hätte. Ich weiß nicht ob es am goldfarbenen Griff, an der Gesamtlänge von fast 1m, oder dass der Verkäufer „nur“ ein Drittel des Neupreises wollte. Anfangen konnte ich auf der Kleinen Bank damit sicher noch nix. Und sicher sollte ich erst mal drechseln lernen… Zumindest hatte ich am Telefon erwähnt, dass ich Interesse an diesem tollen Werkzeug hätte, mir es aber nach dem Bandsägenkauf nicht mehr leisten könnte.
Am Abholtag in der Werkstatt angekommen, haben meine Helfer gleich den Lastwagen positioniert und ich wurde vom Verkäufer ins Hinterzimmer zitiert. Er zeigte mir das Goldene Werkzeug und fragte: „Das hätten sie gerne?“ Ich antwortete „Ja, aber…“ und wurde unterbrochen. „Ich würde es ihnen schenken, allerdings unter der Bedingung, dass sie mein ganzen Holzvorrat mitnehmen.“ Meinte der Verkäufer. Ich wollte es erst nicht glauben, dann nicht annehmen. Er machte aber auf mich den Eindruck, es bereitet ihm mehr Freude mich als jungen angehenden Hobbydrechsler zu unterstützen und er schien das Geld nicht nötig zu haben. Also willigte ich zu diesem großzügigen Geschenk ein.
Bandsäge Jet JWBS-18Q mit 3480mm Band und 470mm Rollendurchmesser Absauganlage Jet DC-1300-M mit einer FP1 Feinstaubfilterpatrone Das goldfarbene Werkzeug: Woodcut Pro-Forme Ausdrehwerkzeug Hier noch das geschenkte Holz
Somit füllte sich die Werkstatt nach und nach mit allem was man so braucht (und nicht braucht). Das war „quasi“ meine Grundausstattung, die ich mir im ersten Jahr, abgesehen von der Record Power Drechselbank und dem Spannfutter, alles nach und nach gebraucht zugelegt hatte.
Die Geschichte mit Sigi, als auch mit der Bandsäge und dem geschenkten Holz und Werkzeug, zeigen, Drechsler sind durchweg Gute Menschen! In meinen späteren Berichten werde ich noch weitere unumstößliche Beweise aufführen, um meine Hypothese zu untermauern. Seid gespannt.