Gastdrechseln: Nussbaum Hohlgefäß

Am Samstag durfte ich wieder zum Gastdrechseln zur Frau Zimmermann und den lieben Rudi B. in B. besuchen. Ich habe mir noch mal einen freien Tag bei der Familie erbeten und bin dann morgens früh, mit meinem Woodcut Pro Form unterm Arm, in den Westrich aufgebrochen. Dort um kurz vor 9 aufgeschlagen, wurde ich erstmal mit einem fantastischen Frühstück empfangen. 🙂 Toller Tag 🙂
Nach dem Frühstück sind Rudi und ich in den Garten und haben das Stück Nussbaum inspiziert. Bei einem Hohlgefäß, meinte Rudi, kann man nie so genau vorhersagen wie lange man braucht. Noch ein bisschen zurecht sägen und dann ab auf die Bank. Wie recht er doch hat. Beim Versuch mit der Kettensäge ein klein wenig zurecht zu schneiden, blitzten uns direkt die ersten Nägel an und die Kettensäge musste zum Zahnarzt…

Leicht frustriert sind wir noch mal ernten gegangen und haben eine frische Scheibe mit frischer Säge abgeschnitten. Auch hier hatten wir grob die Form geplant, wo Boden, wo Hals hin kommt und dann mit der Kettensäge einen Schnitt und…

Same procedure as last cut, Rudiii?

2. Säge stumpf. Die 5 Nägel haben wir dann mit Stechbeitel, Beil und Beißzange aus dem Stamm operiert und haben nur noch die Rinde mit dem Beil entfernt. War auf jeden Fall die sichere Variante, Drechseleisen sind doch leichter zu schärfen als die Kettensäge. Also rauf auf die Bank und wir hatten Glück, keine weitere Nägel…

Dann das übliche. Rund machen, 190er Zapfen dran, grob formen.
Das tolle bei so einem Gastdrechseltag ist, dass man alle möglichen Werkzeuge ausprobieren kann und sie nicht selbst kaufen muss. Ich versuche hier meiner Frau immer zu erklären, wie günstig so eine Reise dann ja quasi ist…
Und bei Rudi ist das Angebot hervorragen. Gefühlt alle Röhrenformen, alle Anschliffe, alles mal versuchen und zeigen lassen, wie es am besten geht. Noch ein Trick hier, ein bisschen mehr drehen, usw.
Immerhin hat der Mann ein paar Jahre Erfahrung, also zuhören, zuschauen und versuchen! Und was soll ich sagen, es macht einfach Spaß bei dem Zerspanen zuzuschauen und noch mehr, selbst zu zerspanen.

190er Zapfen andrehen

Joa, rund haben wir, ganz grobe Form, erst mal umspannen und den Rundlauf prüfen. Der war perfekt. Mit nem Forstner Bohrer etwas aushöhlen und gefühlt 20mal messen, damit sicher nicht zu tief gebohrt wird. Und auch die Zentrierspitze NICHT vergessen. Nach dem ausbohren kann man auch die Form weiter an die Öffnung anpassen und danach muss man die Bank zum aushöhlen vorbereiten, denn der Reitstock ist im Weg. Hier wird dann mal schnell der Flaschenzug ausgefahren und schon schwebt das Gusseisen ein paar mm über der Bank und wird auf den Rollwagen abgelassen. Jetzt ist auch Platz für ein Sitzkissen auf dem Bankbett, das sind dann wohl die Vorteile, wenn man ein so niedriges Bankbett (große Spitzenhöhe) hat 😀

Nach der Außenform war es spannend die verschiedenen Aushöhlwerkzeuge zu testen. Rudi hatte den Hamlet Big Brother, als auch den Munro als Ausdrehwerkzeug. Beides mit unterschiedlichen Längen und Durchmessern und es war hier wirklich ein Spaß sich durch die Werkzeuge zu versuchen.
Allerdings muss ich an der Stelle sagen, ich komme mit dem Woodcut Pro Form immer noch am besten zurecht. Man muss halt jedes Werkzeug ein bisschen üben und Erfahrung sammeln und die Erfahrung hab ich bis jetzt auf dem Pro Form gemacht und komme damit doch noch am besten zurecht.
Spannend war für mich noch mit dem Munro die verschiedenen Winkel einstellen zu können. Ich denke hier muss ich irgendwann noch zum Woodcut Flexi aufrüsten, damit ich die Möglichkeit auch noch habe. Wobei ich bei dieser Hohlform mit den 3 Woodcut Schäften zurecht gekommen wäre.

Am Ende kam ein ca 38cm Durchmesser großes Hohlgefäß raus mit 21cm Höhe. Wandstärke ist recht gleichmäßig bei 15mm. Dies hab ich durch unzählige male anhalten und noch mal nachmessen sicher gestellt. Und hier kann ich sagen, der Boden war am schwierigsten. Hier muss ich glaube ich mehr üben und einfach mehr Erfahrung sammeln.
Als wir dann endlich fertig waren, haben wir die Vase noch mal auf die Kreher gespannt, um den 190er Zapfen auf 115mm Durchmesser und ca 5mm Höhe zu reduziert, damit ich die Vase noch mal bei mir zum Schleifen einspannen kann.

Zuhause habe ich sie dann noch mal schön auf den Tisch gestellt, um meiner Frau zu zeigen und um ein paar Fotos hier für den Bericht zu machen.
Noch hab ich ziemlich Angst, dass mir der Boden reißt, da der Kern immer noch drin ist. Hier fehlt es mir noch an Erfahrung. Aber nach Empfehlung habe ich etwas Zeitungspapier in die Vase gestopft und alles zusammen in einen Papiersack gesteckt. Jetzt trocknet sie hoffentlich langsam in meinem Keller vor sich hin. Ich denke der Rest kommt dann in zwei oder drei Monaten 🙂

Herzlichen Dank noch mal Rudi für den schönen Tag. Danke auch an Deine Frau für das tolle Essen und Kuchen und für die gesamte Gastfreundschaft 🙂 Ich werde mich revanchieren!

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