Drechslersonntag: Ostereier drechseln

Irgendwie hatten wir in unserer WhatsApp Gruppe darüber gesprochen, dass es doch schön wäre, wenn wir mehr „drechseln“ an unseren Treffen… Gut, muss man nur noch ein Thema aus dem Ärmel ziehen.
Da Ostern quasi vor der Tür steht, dachte ich, wir machen Ostereier… Aber nicht einfach nur rumeiern, sondern mit dem Meißel sollen die gedrechselt werden…
Da viele Drechsler mit dem Meißel auf Kriegsfuß stehen, konnte man keine perfekten Ergebnisse erwarten, aber im Vordergrund stand eben die Herausforderung mit diesem Werkzeug dir Form hin zu bekommen. Und man glaubt garnicht wie oft man zu ALLEM unrunden „was ist denn das für ein Ei“ sagt… Aber ein gewollte Ei oft nicht wie ein Ei ausschaut 🙂

Gut, am 27.2. haben sich dann sechs tapfere Drechsler auf den Weg ins beschauliche Dienheim gemacht. Die Garage wurde am Abend davor gefegt und frei geräumt, denn es waren drei Drechselbänke im Gepäck. Zusätzlich hatte ich meine 2 Bänke schon mal vorbereitet, da ich noch nicht abschätzen konnte, wie wo wann alle drechseln wollen. Meine Meißel hab ich bestimmt 2cm abgeschliffen, bis ich endlich so eine angeberische durchgehende Fase an der Schneide hin bekommen habe, nur um alle zu beeindrucken 😀 Die Drückbank sah ein wenig merkwürdig aus, so mit Adapter, Futter, langen Backen und am Ende ein 4cm hohes Ei 🙂

Sonntag früh, gerade als ich mir die Zahnpasta auf die Zahnbürste aufgetragen hatte, klingelte es dann an der Haustür. Der treue Klaus-Peter S. aus F. hat es gut gemeint und war schon um 8:50 Uhr eingetroffen. Ich stattete ihn mit Schubkarren für den Drechselbank transport aus und putze mir noch schnell die Zähne. Als ich wieder raus bin war schon fast Full House. Die 3 Bänke waren schnell angeschlossen, der Holzbestand wurde durch verschiedenstes Holz erweitert und es wurde nicht lange geredet sondern gleich angefangen zu drechseln, zu üben und zu gucken, wie es die anderen so machen. Rudi B. aus B. brachte noch einen wundervollen Kuchen mit und somit stand einem schönem Vormittag nichts im Weg.

Ich hatte mir 2020 als Drechselfrischling vorgenommen, mehr mit dem Meißel zu üben. Kurz vor Ostern dachte ich, ok, machst einfach alle Ostereier mit dem Meißel… Was soll ich sagen. Es wurden deutlich weniger Eier als gedacht und vor allem wurden sie auch viel kleiner als ursprünglich geplant… Das tolle am Meißel ist nämlich, wenn man mit ihm umgehen kann, muss man die Oberfläche fast nicht mehr schleifen. Allerdings, einmal falsch angesetzt, erhält man eine wunderschöne Spirale mit Einschnitten über das komplette Ei… Der sogenannte und gefürchtete „Nürnberger“.
Will man diese Schnitte wieder entfernen, um eine makellose Oberfläche zu erreichen, muss man das gesamte Ei eben 2 oder mehr mm kleiner drechseln. Somit kann aus einem geplanten Truthahn auch schon mal ne Wachtel werden…
Und ganz abgesehen von der Größe bzw Durchmesser, die Kurve für ein Ei ist irgendwie sehr sehr speziell. Will man ne Kugel drechseln, erntet man schon mal den Spruch „Was ist denn das für ein Ei“… Umgekehrt passiert das eher selten. Man kann an einem Ei schon mehrere Minuten verbringen, ohne richtig zufrieden zu sein. Zu Spitz, zu lang, nicht rund genug, zu klein, zu groß.
Glücklicherweise gibt es für uns dann noch das Schleifpapier, um einige „Problemstellen“ zu beseitigen. Allerdings wurde am Sonntag das Schleifpapier nur sehr zögerlich eingesetzt, was ich für ein gutes Zeichen halte 🙂

Rudi hatte noch frische Haselnuss Zweige mitgebracht und hate noch eine kleine extra Vorführung vorbereitet. Eine seiner Spezialitäten ist es aus kurzen Stückchen Haselnuss Blumen zu drechseln. Auch hier waren alle interessiert am Zuschauen und hatten für einen kurzen Moment die Ostereier komplett vergessen. Leider waren die Farben ein wenig eingetrocknet, die Blumen kann man viel bunter gestalten. Mein Versuch habe ich hier nicht fotografiert 😉 Und es sind auch einige Rasierpinsel anstelle von Blumen entstanden. Alles nicht so einfach.

Meine Bänke wurden garnicht benutzt, da diese leide in einem kleinen extra Raum stehen, ist für so viele Leute einfach nicht genug Platz. Aber mit den Markterfahrenen Drechslern war das ja kein Problem. Alle waren gut vorbereitet.

Gegen 13:30 Uhr löste sich das Treffen genauso schnell wieder auf wie es begonnen hatte. Jeder packte an und trug Maschinen oder Werkzeuge zum Auto, kehrte Späne weg oder tauschte etwas Holz. Es wurde noch kurz philosophiert, wann man mal wieder ein offizielles Treffen machen kann, ohne alle möglichen Auflagen und danach ging jeder seine Weg. Mir wurde ein wunderschönes Stückchen Robinie da gelassen, aus der ich scheinbar ein neues Rennrad-Rad oder vielleicht auch ein Autoreifen drehen könnte 🙂
Und unser Eier-Ergebnis an dem Tag war eine Schüssel voll mit den verschiedensten Eiern von Paulownia, Taxus, Platanus, Picea, Laburnum, Juniperus und noch eins von Gallus gallus, frisch geerntet von Manfred S. aus B.

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